Erwerbsminderungsrente

Im Oktober 2020 machte ich mich an den Antrag für die Erwerbsminderungsrente.

Antrag stellen

Im Dezember 2020 lief mein Arbeitsvertrag aus und damit meine Elternzeit. Ich dachte, drei Monate Bearbeitungszeit müssten für den Rentenantrag reichen. Ach, was war ich naiv. Dieser Antrag war ein riesengroßer Aufwand: Arbeitsunterlagen, Studienunterlagen inkl. meines Vorlesungsverzeichnisses, was bis zu 17 Jahre zurücklag, und immer wieder Atteste, Arztbriefe und was sonst noch an Unterlagen zu meiner Krankheit vorlagen. Viele Fragen in den Anträgen konnte ich nicht beantworten, weil sie nicht zu meiner Situation passten. Ich war in diesen Anträgen nicht vorgesehen. Es war schwierig, meine Situation in dieses Schema zu pressen. Der Papierstapel, den ich abschicken musste, war locker 5cm hoch. Auch hier dasselbe Spiel wie mit der Berufsunfähigkeitsversicherung. Es passiert nichts, wenn man nicht nachfragt.

Der Antrag wird abgelehnt

Im Februar 2021 fragte ich nach, wann ich mit einem Bescheid rechnen könne. Ich fragte nicht, wann mein Antrag genehmigt würde, und ich setzte auch keine Frist. Eine höfliche Email mit der Frage nach dem Bearbeitungsstand. Die Antwort kam vier Tage (!) später: Mein Antrag war abgelehnt worden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ich stelle mir das so vor: der zuständige Sachbearbeiter bekommt an diesem schönen Februartag meine Email auf den Tisch. Das macht ihm schlechte Laune. Er sucht sich meinen Antrag raus, blättert ihn grob durch, macht hier und da einen Strich oder markiert etwas und schickt die Ablehnung raus.

Der Widerspruch

Ich fordere Einsicht der Unterlagen an. Hier half mir ein vorgefertigtes Formular des DCCV, das besagt, dass ich auf Grund meiner Erkrankung nicht reisefähig sei und ich deshalb die Unterlagen zugeschickt benötige. Also bekam ich Kopien nach Hause geschickt. Ich blätterte sie durch. Es waren zusammenhanglos Wörter markiert wie „gut“, „besser“ oder „guter Ernährungszustand“. Dazu ein paar Notizen. Trotz des Ernstes der Lage musste ich lachen: Das Wort „besser“ war angestrichen in einem Satz aus dem Entlassbrief der Klinik von meinem zweiten Krankenhausaufenthalt. Im gleichen Absatz stand, dass auf Grund der Schwere der Erkrankung eine Teilkolektomie durchgeführt werden sollte, aber dass ich in einem „besseren Gesundheitszustand“ entlassen wurde, als ich eingeliefert worden war. Da kann man doch nur noch den Kopf schütteln und die Fachkompetenz desjenigen anzweifeln. Also setzte ich mich an den PC und zerpflückte die Ablehnung anhand der angestrichenen Wörter und dem Zusammenhang, aus dem sie gerissen wurden. Ich fügte das Gutachten aus der Berufsunfähigkeit hinzu und schickte alles ab. Meine Widerspruchsfrist war laut Behörde auf vier Wochen begrenzt. Auch das kann man nur als witzig bezeichnen, wenn mein Antrag vier Monate rumlag und innerhalb von vier Tagen (inkl. Postweg) abgelehnt wurde, oder?

Warten, warten, warten

Und, wie nicht anders zu erwarten, passierte wieder nichts. Nun traute ich mich aber nicht mehr nachfragen, wie ihr aus obigem Absatz bestimmt nachvollziehen könnt. Also wartete ich wieder. Zu dieser Zeit brauchte ich noch mal ein Attest wegen irgendeiner anderen Behörde. Dieses Attest habe ich als Information an die Deutsche Rentenversicherung geschickt. Und wieder einige Wochen später war der Bescheid da. Auch hier hatte ich den Eindruck, dass sie meine Unterlagen in einem Papierhaufen suchten, um das Attest zu ergänzen, als meine Mail kam. Sonst wäre wieder nichts passiert.

Die Bewilligung: ich bin Rentnerin

Und auch hier: mein Antrag wurde bewilligt. Nun bin ich also mit 38 Jahren Rentnerin geworden und damit krankenversichert. Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, Rentnerin zu sein. Ich fühle mich aufs Abstellgleis geschoben, minderwertig, zu nichts nütze. Es ist schwierig, das auszuhalten. Andererseits kann ich zur Zeit nicht arbeiten, aber ich hoffe, dass sich meine Gesundheit irgendwann wieder einstellt und ich meinen Rentenstatus, der sowieso nur begrenzt gilt, wieder zurückgeben kann.

Lasst euch sagen: Kämpft für Euer Recht. Lasst Euch nicht unterkriegen. Es kostet eine Menge Kraft (die man als chronisch Kranke/r nicht hat), aber es lohnt sich!

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Bürokratie

Von Verena

Mein Name ist Verena- Ich möchte meine Erlebnisse mit CU teilen und gleichzeitig Mut machen.

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